In unserem Onlineshop hut.berlin achten wir auf ein ausgewogenes Hut- und Mützensortiment. Unser Slogan „Berliner Hutkultur Entdecken“ zeigt unsere persönliche Verbundenheit mit dem Huthandwerk und Hutdesign der Hauptstadt. Berlin heißt aber auch, immer über den Tellerrand hinauszuschauen und deswegen ist es für uns selbstverständlich auch Hüte und Mützen der besten und interessantesten Hersteller aus ganz Europa anzubieten. In unserem aktuellen Interview sprechen wir mit Geschäftsführer Markus Faustmann und dem Leiter der Kollektionen Matthias Imo von der Hutmanufaktur Faustmann.
hut.berlin: Wir stellen bei uns die Berliner Hutkultur in den Vordergrund - Die Hutmanufaktur Faustmann ist mit ihrer Produktion vor allem in der Herstellung von Trachten- und Outdoorhüten verwurzelt. Wir haben aber auch Verbindungen zu Berlin gefunden, euer Großvater Herbert Faustmann hat in Berlin gelebt bis er nach dem Krieg 1945 in die Allgäuer Gemeinde Unteregg gezogen ist. Wie seht ihr eure Verbindung zu Berlin und zu seiner Hutkultur und wofür steht die Marke Faustmann heute?
Markus Faustmann: Mein Großvater und meine Großmutter hatten in Berlin eine kleine Manufaktur für Mützen. Hüte waren damals noch nicht in ihrem Angebot, da für die Herstellung größere Maschinen wie Pressen, Dampf und viele andere Maschinerie nötig gewesen wären, was damals finanziell schwierig war. Durch den 2. Weltkrieg kam meine Großmutter mit ihren beiden Kindern (u.a. mein Vater) nach Unteregg ins Allgäu, wo auch später dann mein Großvater nach seiner Gefangenschaft wieder eine Werkstatt für die Mützenfertigung eröffnete. Er war im übrigen ein halbes Jahr Mützenmacher und ca. ein halbes Jahr Musiker, reiste durch ganz Deutschland und verdiente sich so sein Geld. Erst 1973 baute mein Vater dann als gelernter Hutmacher die Hut & Mützenfabrik Faustmann auf. Im Laufe der letzten 45 Jahre hat sich das Label Faustmann stark verändert. Die Verwurzelung mit Berlin zeigt auch die Coolness und Kunst welche unsere heutige Kollektion widerspiegelt. Auch den Mut immer wieder Neues auszuprobieren ist nicht typisch Allgäuerisch. Die Marke Faustmann steht für Handarbeit, Beständigkeit, aber auch für Innovative neue Ideen und Mode im Kopfbedeckungsbereich.
Die Wurzeln von Faustmann liegen in der Produktion von Trachten- und Outdoorhüten.
hut.berlin: War es für dich schon immer klar den heutigen Betrieb von deinem Vater zu übernehmen?
Markus Faustmann: Ich bin da hineingewachsen. Ich habe mir als Schüler in den Ferien schon immer das Geld dazuverdient in dem ich mit viel Spaß und Freude Hüte presste oder meinem Vater half. Für mich war schon als Kind klar, ich möchte dort mal „Chef“ werden und das Ganze führen.
hut.berlin: Faustmann ist ein internationales Unternehmen, die Hüte werden nicht nur in ganz Europa sondern auch in den USA und Asien getragen. Gibt es hier große Unterschiede was die Nachfrage nach Modellen und Materialien betrifft?
Markus Faustmann: Ja, alleine in Deutschland ist der Unterschied von Norden zum Süden und vom Westen zum Osten manchmal schon deutlich erkennbar. Das ist auch gut und schön so, dass es nicht überall auf der Welt nur noch „Einheitsmode“ gibt wie es von großen Labels vorgegeben ist, sondern regionale Unterschiede vorkommen und wir das Ganze durch unsere Flexibilität auch anbieten können.
hut.berlin: Welchen Hut trägst du selber gerne?
Markus Faustmann: Unseren Pork Pie Diamond Form oder meinen Allgäuer Trachtenhut. Gerne trage ich aber auch Schiebermützen.
Matthias Imo: Strickmützen, einen Panamastrohhut und wenn ich auf Reisen bin den Filz-Traveller.
Klassische Outdoorhüte: der Filzhut schützt vor Regen und Sonne und ist ein täglicher Begleiter
hut.berlin: Hüte sind ein traditionelles Geschäft aber wie geht ihr mit Huttrends um - etwa die gestiegene Nachfrage nach Schiebermützen durch die BBC-Serie Peaky Blinders? Wie lange dauert es in der Regel einen neuen Hut zu entwickeln und besteht hierfür überhaupt die Notwendigkeit, wenn man bedenkt, dass die heutigen Hutmodelle im Grunde schon Jahrhunderte alt sind?
Matthias Imo: Man sollte schnell sein wenn es um neue Modelle geht. Wir geben uns ca. 2-3 Monate von der Idee bis zur Umsetzung. Bei den Formen müssen wir immer wieder nachbessern und Veränderungen einbringen um im Trend zu bleiben. Oft reicht es schon durch eine neue Garnitur, neue Hutbänder oder Applikationen dem Hut ein anderes Gesicht zu geben. Natürlich gibt es auch traditionelle Formen die nicht modernisiert werden und unsere Standard-Produkte, welche wir über einen langen Zeitraum nicht ändern.
hut.berlin: Die handwerkliche und nachhaltige Produktion von Hüten ist uns und vielen Kunden von hut.berlin ein besonderes Anliegen, welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei der Firma Faustmann?
Markus Faustmann: Nachhaltigkeit sollte immer eine Rolle spielen, denn nur wer an unsere Nachkommen denkt wird weiter existieren können. Wir haben beispielsweise für unsere Rohwarenlieferanten einen Verhaltenskodex in dem viele Dinge gefordert sind wie Verbot von Kinderarbeit, Zahlung von angemessen Löhnen, die die Lebenshaltungskosten überschreiten, Höchstarbeitszeiten usw. Wir arbeiten eng mit unseren Lieferanten zusammen und kennen fast alle Firmen und Bedingungen auch persönlich durch unsere Besuche dort.
Auch unsere Energie produzieren wir selbst mit der Sonne des Allgäus. Unser Stromverbrauch in Herstellung und Verwaltung deckt sich komplett mit der Produktion des Stroms unserer Photovoltaikanlage, so dass wir hier in Unteregg komplett Klimaneutral produzieren und arbeiten.
hut.berlin: Matthias, bevor du angefangen hast die Kollektionen bei Faustmann zu entwerfen, warst du selbst als Modist tätig, woher stammt deine Passion für Hüte?
Matthias Imo: Mein Faibel zu Mode, Stil und traditionellem Handwerk brachten mich zum Hut. Meine Jugendlektüre war mehr die Männer-VOGUE, weniger die BRAVO. Zudem ist mir oft aufgefallen, dass Hutträger viele Komplimente bekamen und eine besondere Ausstrahlung hatten.
hut.berlin: Und der Schritt in einem mittelständischen Unternehmen wie Faustmann zu arbeiten, wie kam es dazu und gibt es einen großen Unterschied zu deiner früheren Herangehensweise an Hüte?
Matthias Imo: In einem Familienunternehmen wie Faustmann zu arbeiten bedeutet kurze Entscheidungswege, hohe Flexibilität und man arbeitet Hand in Hand. Schlanke Strukturen erlauben zudem ein attraktives Preis-Leistungsverhältnis. Früher habe ich eher Einzelstücke im Premium-Bereich verkauft, doch heute ist es mir wichtig auch im Mainstream Bereich schöne und wertige Kopfbedeckungen anbieten zu können.
hut.berlin: Franz Josef Strauss, Theo Waigel oder der ehemalige Bundespräsident Karl Carstens tragen oder trugen Faustmann Hüte. Wie wichtig sind Testimonials im Hutgeschäft?
Markus Faustmann: Vorbilder sind und waren immer wichtig. Ob früher Politiker oder heute eher Künstler, Schauspieler und Musiker. Es gibt immer positive Effekte für den Hut und die Mütze wenn bekannte Leute diese auch tragen.Huthandwerk ist Handarbeit, auch im mittelständischen Unternehmen Faustmann.
hut.berlin: Markus, du bist Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens im Hutgeschäft, machst du dir Sorgen über die Zukunft des Unternehmens und welche Themen beschäftigen dich besonders, damit du dich für die längerfristige Zukunft gerüstet siehst?
Markus Faustmann: Eine Hut & Mützenherstellung ist schon etwas seltenes und besonderes in der heutigen Zeit. Deswegen meine ich, dass man mit einem guten Team und neuen Ideen in diesem Bereich immer seine Abnehmer findet und finden wird. Die einzige Sorge ist der Nachwuchs. Es gibt wenige Leute die sich heutzutage in Deutschland an Nähmaschinen setzten oder Hüte von Hand aufziehen. Das Ziel der Politik ist Bildung, künstliche Intelligenz und hochtechnische Maschinen, aber nicht die „Handarbeit“ welche bei Hüten und Mützen aber Standard ist. Echte Handwerker/innen sind Mangelware.
hut.berlin: Danke für das interessante Gespräch!