Im Gespräch mit: ReHats

Die Berliner Hutmanufaktur ReHats steht wie kein zweites Label für ökologisch sinnvolle Hutkultur. Ihr Wurzeln sind tief in der Upcycling Bewegung vergraben. Im Interview verraten uns Stefan Korn und Stanislaus Teichmann nicht nur alles über ihre Anfänge, sondern auch über ihre neueste Kollektion aus upgecycelter Arbeitsbekleidung.

 

hut.berlin: Wie kam es zur Idee und zur Gründung des Hutlabels ReHats?

 

Stanislaus: Wir kommen eigentlich aus der Upcycling Ecke, das heißt, wir haben verschiedene Designs aus der ganzen Welt auf Märkten und im eigenen Onlineshop verkauft. Dann entstand die Idee über einen befreundeten Hutdesigner aus Berlin, für Hüte einen Stoff aus einem wiederverwendeten Material zu nehmen. Da haben sich Kaffeesäcke bzw. die Jute angeboten: sie verfügen über sehr schöne Aufdrucke und sind super erhalten, weil sie wirklich nur einmal benutzt werden, um den Rohkaffee von Südamerika nach Europa zu bringen. Eine Rückführung der Säcke wäre zu aufwendig. Für uns eine klassische Win-Win Situation, etwas Schönes zu haben, was in einem Top-Zustand und auch noch sehr robust ist - immerhin müssen die Säcke 60 Kilogramm Rohkaffee aushalten! So sind dann die Kaffeesackhüte entstanden.

 

Woher bekommt ihr eure Kaffesäcke?

 

Stefan: Wir arbeiten direkt mit den Röstereien zusammen, wir haben sowohl in Berlin, auch in der Schweiz und in ganz Deutschland verschiedene Röstereien, von denen wir die Kaffeesäcke nach der Röstung zugesendet bekommen und dann in die Produktion bringen.

 

Stanislaus: Wir arbeiten etwa mit der Rösterei Andraschko hier in Berlin zusammen, von ihnen beziehen wir auch den Kaffee in unserem Büro, fair gehandelt, bio. Wie es unseren Idealen entspricht.

 

 

Ihr kommt ja eigentlich aus dem Upcycling, mehr als aus der Hutszene, wie war das für euch und seid ihr jetzt ganz auf Hüte fixiert?

 

Stefan: Stanislaus war schon immer ein krasser Hutträger. Ein Faible für Hüte war bei uns immer da. Und dadurch, dass wir beim Upcycling schon ziemlich am Anfang mit Hüten in Berührung kamen, wurde dieses Produkt schon früh zu unserem Herzensprodukt. Irgendwann kam der Entschluss, ok, lass uns doch wirklich das machen, was für uns am meisten Sinn macht. Und das war Hüte und Mützen aus upgecycelten Materialien weiterzuentwickeln und zu schauen was wir in Zukunft noch daraus machen können. Wir haben das Ziel, das erste Hutlabel zu werden, welches Hutdesign mit Upcycling und wirklich speziellen Stoffen kombiniert und etwas Neues schafft.

 

Ihr kreiert Hüte, müsst diese aber auch selbst vermarkten und verkaufen, also meine Frage wäre, wie euer Arbeitsalltag aussieht und was da Überhand genommen hat?

 

Stefan: Das ist immer phasenweise, wir nehmen bei den Kaffesäcken immer wieder mal ein neues Modell mit auf bzw. nehmen wir an den bestehenden Modellen auch immer wieder Verbesserungen vor. Wir versuchen Trends aufzugreifen, manchmal fällt der Schirm größer oder kleiner, breiter oder schmaler aus. Wir arbeiten auch mit limitierten Editionen, das heißt wenn wir neue Kaffeesäcke bekommen sind das meist 30-50 Stück mit dem selben Print, dann müssen wir uns überlegen für welches Modell wir diese benutzen wollen. Den Rest beschäftigen wir uns natürlich mit der Vermarktung, wir haben auch unseren eigenen Onlineshop aufgesetzt und wir haben auch viele Vertriebspartner, Concept Stores und Hutläden wie hut.berlin, die etwas Außergewöhnliches mögen und beliefert werden wollen. Wir sind auch auf Messen unterwegs mit unserem Stand. Damit sind wir dann eigentlich ziemlich gut ausgelastet.

 

rehats_berlin-hut-muetze_online_kaufen-jpgModellfoto aus der ReHats Kollektion

 

Als Selbstständiger entwickelt sich der Pfad meistens Schritt für Schritt, ist das heute ungefähr so, wie ihr euch das vorgestellt habt oder als Frage formuliert, würdest ihr euren Weg einem jungen Menschen guten Gewissens ans Herz legen?

 

Stefan: Es ist schon ein weites Feld, um das man sich als Selbstständiger kümmern muss, von der Buchhaltung bis zum Marketing. Aber das macht auch den Reiz aus, weil man immer etwas dazu lernt und man freut sich auch umso mehr, wenn man ein tolles Design, ein tolles Produkt hat, was die Leute auch wirklich anziehen. Das ist das Tolle, dass man durch Berlin gehen kann und immer wieder jemanden sieht, der eine Mütze aus Kaffeesack trägt, eine tolles und motivierendes Gefühl. Also man kann es nur empfehlen, dass man sich dann auch Selbstständig macht.

 

Das wäre auch schon meine nächste Frage, Hüte wurden oft berühmt wegen berühmter Hutträger, aber wer sind eigentlich eure Kunden?

 

Stanislaus: Ich finde es faszinierend, weil es bei ganz normalen Menschen funktioniert, weil einfach viele ein Statement abgeben wollen, dass sie etwas Besonderes tragen, was auch eine aussergewöhnliche Geschichte hat. Keine 0815 Schiebermütze, sondern Menschen, die sich Gedanken darüber machen und die dann die Mütze oder den Hut mit Begeisterung tragen. Dazu zählt z.B. auch Werner-Comiczeichner Rötger Feldmann.

 

Wie viele Hüte stehen bei euch zu Hause?

 

Stefan: Meine Freundin hat 3, ich hab nur einen. Ich bin eher ein Fan von Mützen. Aber da habe ich eine ganze Menge. Meine Tochter steht auch sehr auf Hüte und Mützen. Eher Mützen, Hüte fliegen in dem Alter noch zu schnell weg.

 

Stanislaus: Unzählige. Ich trage zwar gerade einen Player, aber wenn ich mich entscheiden müsste, wäre für mich definitiv die Schiebermütze an erster Stelle, weil sie so vielfältig ist, flott, schnittig, schlank, sie passt zu jeder Gelegenheit und Tageszeit.

 

Und habt ihr dann auch ein besondere Beziehung zu Hüten und Mützen?

 

Stefan: Natürlich schon, wenn man z.B. einen Hut während eines ganzen Festivals getragen hat, dann verwächst man schon ziemlich damit, aber ich bin jemand, der auch mal ohne Mütze oder Hut rumläuft. Bei Stanislaus hingegen weiß man gar nicht, wie er ohne Mütze oder Hut aussieht, da ist die Beziehung dann nochmal ein Stück intensiver.

 

Du hast vorher deine Tochter erwähnt, gibt es bei euch auch Kindermodelle?

 

Stefan: Ja, momentan haben wir zwei Modelle in vier Versionen, dass werden wir noch etwas ausbauen, weil es wirklich sehr gut ankommt.

 

Was versteht ihr eigentlich unter der Berliner Hutkultur, die bei hut.berlin ihren Platz gefunden hat?

 

Stefan: Ja, für uns ist es etwas ganz Natürliches. Wir sind ein neuer Player im Hutbusiness in dem Sinne, dass wir vieles auch anders machen wollen und anders machen. Das ist auch gerade, das Interessante und Frische daran. Und das macht Berlin auch aus, dass hier auch verrückte Ideen und besondere Sachen entstehen. Und ich glaube diesen Beitrag leisten wir in der Berliner Hutkultur, dass man sagt, ok, das ist eine ausgefallene Idee, ja klar, Berlin! Und dieses Gefühl können wir vermitteln und dieses Gefühl mögen eben auch Leute außerhalb von Berlin, dieser Wunsch nach Individualität und Besonderem.

 

Stanislaus: Genau, Berlin ist für mich das Tempelhofer Feld. Wo gibt es diese Weite und Natur mitten in der Stadt. Ich liebe es, auch die vielen verschiedenen Menschen die Sport treiben oder einfach nur chillen. Diese Vielfalt ist fantastisch.

 

Ein Blick in die Zukunft, was sind eure Pläne für die Zukunft?

 

Stefan: Wir arbeiten gerade an einer neuen Kollektion aus Arbeitskleidung, die wir bald als Crowdfunding-Kampagne präsentieren werden. Da freuen wir uns sehr, weil wir dann die erste Produktion stemmen können. Das ist auch ein sehr tolles Material, super robust, welches auch eine lebendige Geschichte hinter sich hat. Es hat Nähte, es hat kleine Taschen, es hat wirklich diese Besonderheiten und die Hüte und Mützen sind nochmal ein ganz andere Style. Es wird verrückte Kombination mit Leuchtfarben geben, aus Warnwesten und was weiß ich. Es wird Hüte und Mützen geben, die nochmal sehr viel frischer und jünger sind. Es wird auch geile Basecaps geben, die ersten Sample Modelle sind wirklich super gut angekommen.

 

Stanislaus: Also wenn ich an die Zukunft denke, denke ich an meine Finca in Mallorca und einen großen Garten, in dem ich mich um das Gemüse und die Früchte kümmern werde, aber bis dahin müssen wir noch ein paar Hüte und Mützen verkaufen [lacht].

 

Die Hüte und Mützen aus Arbeitskleidung werden also ein jüngeres Publikum ansprechen?

 

Stefan: Ja, es wird für alle etwas dabei sein, aber gerade die Basecaps haben bei der jetzigen Kollektion vielen noch gefehlt. Dass man da auch andere Farben hat, da wird jetzt viel mehr abgedeckt. Jede Mütze wird auch ein Detail wie eine Naht, Tasche oder Knopf haben, da kann man vielleicht einen Geldschein in der Tasche verstecken und solche verrückten Sachen.

 

Wie kommt ihr an die Arbeitskleidung, immer ein Thema beim Upcycling?

 

Stanislaus: Ja, Arbeitskleidung durchläuft einen Zyklus, das geht meistens über Leihfirmen und die werden nach einem bestimmten Zyklus einfach ausgetauscht.

 

Danke für das Interview.

 

 

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